Freitag, 12. November 2010

Letztes Wochenende - Kultur pur

Das letzte Wochenende war ich ausnahmsweise mal nicht unterwegs. Also das heisst weiter weg.
Leider bin ich nicht mehr lange hier, also muss man jede Gelegenheit nutzen, das Land noch besser kennenzulernen. In Mexico City und Umgebung gibt es natürlich auch viel zu sehen. Samstag sind Kathrin, Yimis (Mitbewohner aus Venezuela) und ich nach Tepoztlán gefahren und Sonntag war ich mit Carlos, einem Freund von Carlos, Fleur und Kathrin bei einem Stierkampf in Mexico City.


 Tepotzlán

Tepotzlán liegt ca. eine Stunde weit weg von Mexico City. Hin gings mit dem Auto von Yimis. Welch ein Luxus, sonst fahren wir ja immer nur Bus. Tepotzlán ist ein kleines Städtchen und in Sichweite befindet sich ein kleiner Berg mit einer Atztekenpyramide oben drauf.

 Mein Reiseführer sagt, man braucht für den Weg auf den Berg ca. 1 1/2 Stunden. Gebraucht haben wir, dank Yimis der uns den Berg hochgescheucht hat, nur ne halbe Stunde.

Dadurch, dass wir uns mehr als 2200 Meter über dem Meeresspiegel befinden, eine ganz schön anstrengende Angelegenheit.
 Oben angekommen werden wir allerdings mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Die Ruinen sind auch ganz nett.
 Wieder unten angekommen, gehts auf den Markt. Irgendwie ist in Mexiko immer und überall Markt. Allerdings ganz anders als bei uns. Essensstände, Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Süßigkeiten, Kleidung, Schmuck, Spielzeug, alles ist wild durcheinander gewürfelt und überdacht von einem Meer aus Plastikfolien.
 Die Atmosphäre ist irgendwie entspannt.
An die andere Vorstellung von Hygiene hab ich mich mittlerweile schon gewöhnt und gegessen haben wir auch dort. Eigentlich hatte ich sogar die bis jetzt besten Tacos hier in Mexico.
 Fast wie bei uns.
 Mittendrin finden sich überall Essenstände.
 Rohes Fleisch liegt ohne Kühlung ohne Abdeckung einfach so auf dem Tisch. Was soll ich sagen, man gewöhnt sich dran. Mein Magen übrigens auch. Ich glaube über unseren Gammelfleischskandal in Deutschland würde hier jeder nur lachen!
 Gewürze.
 Unzählbare Schmuck- und Kunststände.
 Und so einiges anderes.














So sieht es fast auf jeden Markt aus, den ich so gesehen habe und in jeder Stadt gibt es diese Märkte. Allerdings meist nicht nur an bestimmten Tagen, sondern ständig. Bis auf die hässliche Plastikfolienabdeckung und den Schmutz eigentlich sehr nett. Vorallem, wenn man die ganzen leckeren Sachen auch probieren kann, ohne die nächsten 3 Tage krank auf der Toilette und im Bett zu verbringen.


Der Rückweg

Wenn man durch die Straßen Mexikos fährt, wird man ständig mit Reklame bombadiert. Auf Häuser stehen riesige Werbetafeln und teilweise sind ganze Hauswände mit Werbung zugepflastert. Das ganze macht die eh schon nicht sehr schöne Aussicht noch hässlicher.
Generell wird hier nicht so viel Wert auf  das schöne Aussehen von Gebäuden usw. gelegt. Schade eigentlich. Mit wenig Aufwand könnte alles so viel netter aussehen.

 Könnte fast ein echter Heißluftballon sein.
 Harry!














Stierkampf

Muss man ja mal gesehen haben. Einmal reicht allerdings auch. Mir ist vollkommen unverständlich, warum manche Menschen sich sowas ständig ansehen. Genug davon gibt es jedenfalls. Das Stadion ist fast ausverkauft und das anscheinend fast jeden Sonntag in der Saison, die von November bis März geht. Auffällig viele reiche, spanisch/europäisch aussehende Menschen treiben sich hier rum. Ist ja eigentlich auch eine spanische Traditon. Ich glaube der Durchschnittsmexikaner interessiert sich mehr für Fußball als für so einen Quatsch. 

Zwar bin ich mir sicher, dass die Stiere vor ihrem 30-minütigen Todeskampf ein besseres Leben haben als die normale Durchschnittskuh die auf unserem Teller landet und wahrscheinlich nie die Sonne oder eine Weide in ihrem Leben gesehen hat, nach wie vor unverständlich bleibt mir allerdings warum man sich sowas ansieht. Wenn es wenigstens ein fairer Kampf wäre. Aber der Stier hat von Anfang an keine Chance. Ich war jedenfalls immer für den Stier und hätte mich gefreut, wenn der Torero mal was abbekommen hätte. 

 1. Stier kommt herein und hat bereits einen kleinen Gegenstand im Nacken stecken, der ihn verdammt wütend macht. Verständlich.


Mehrere Toreros locken den Stier, der daraufhin quer über den Platz jagt bis er etwas müder wird.
 2. Dann kommen zwei Reiter auf den Platz und der Stier geht auf eines der Pferde los, die natürlich gut geschützt sind. Der Reiter sticht dann mit einem Speer erneut in den Nacken des Bullen um ihn weiter wütend zu machen. Traumhaft.
 3. Mehrere Toreos rammen dem Stier noch weitere Speere mit Widerhaken in den Nacken, bevor der eigentliche Torero auf den Platz kommt um ein bisschen mit dem Stier "zu spielen" und ihm anschließend ein Schwert ins Herz zu rammen.
 Oft ist der Stier schon recht fertig an diesem Punkt des Spektakels, was das ganze eigentlich noch langweiliger und grausamer macht, weil der Kampf mehr als unfair ist.
 4. Irgendwann rammt der Torero dann das Schwert in den Stier und mit Glück stirbt der Stier innerhalb einer Minute. Oft trifft der Torero allerdings nicht richtig und erst nach 3-4 Anläufen gelingt der tödliche Stich.

Anschließend wird der Stier von einer Pferdekutsche sehr unwürdevoll aus der Arena gezogen.




Wenn die Jury der Meinung ist, dass der Torero einen guten Kampf gemacht hat, gibts ein Ohr, beide Ohren und manchmal sogar den Schwanz als Trophäe. Kann er sich dann ins Wohnzimmer hängen.

Der Bulle hat nur eine Chance nicht zu sterben, wenn er sich dumm und faul anstellt und nicht "spielen" will. Dann wird er nämlich ausgetauscht. Vermutlich aber später umgebracht.
Besser für ihn ist es, wenn er so gut ist, dass die Jury ihn begnadigt, damit er auf seiner Ranch für jede Menge guter Nachkommen sorgen kann.

Essen kann man das Fleisch übringes nicht.

Das ganze Drama gibts insgesamt 8 mal zu sehen und dauert mehr als 3 Stunden. Nach dem 7 mal gehen wir allerdings.

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